Graz ist “City of Design”

Die heimischen PolitikerInnen müssen gegenwärtig anlässlich des konsequenten Sparkurses der Steiermärkischen Landesregierung zumeist schlechte Nachrichten überbringen. Anders verhielt es sich am 17.03.2011, als LR Christian Buchmann, Bürgermeister Siegfried Nagl, Vizebürgermeisterin Lisa Rücker und Eberhard Schrempf stolz vor die heimische Presse traten, um zu verkünden, dass Graz sich nun „City of Design“ nennen darf. Die Entscheidung dazu ist am 14. März 2011 gefallen.Graz ist damit Teil des “Creative Cities Network” der UNESCO, das seit 2004 neben den „Cities of Design“ auch Städte in den Kategorien Literatur, Film, Musik, Volkskunst, Design, Medienkunst und Gastronomie ernennt.
Bürgermeister Nagl wusste zu berichten, dass mit Marion Wicher eine Architektin den Anstoß zur Bewerbung der Stadt gab, als sie die Idee mit Heimo Lercher (GF der I-Punkt Werbeagentur) besprach. Dieser wiederum konnte Bürgermeister Nagl begeistern, der die Bewerbung von Anfang an unterstützte.

Bei dem Titel, den Graz von nun an zeitlich unbegrenzt trägt, gehe es um eine generelle Grundhaltung, welche in alle Bereiche des städtischen Lebens wirken müsse, so Nagl. Vizebürgermeisterin Rücker wertete den Titel als Auftrag. Es gelte nun vor allem, die Stadt individuell zu gestalten. Eberhard Schrempf, Geschäftsführer der CIS (Creative Industries Styria) betonte, dass es ausdrücklich nicht um oberflächliche Behübschung gehe. Design solle in der Agenda der Stadt oberste Priorität haben und Graz müsse sich zu einem bewussten Gestaltungsprozess bekennen.

Um die Grazer BürgerInnen auf den Titel einzuschwören, startet nun eine groß angelegte Kampagne, im Rahmen derer diverse Gebäude der Stadt mit der frohen Botschaft behängt werden. In professioneller CIS-Manier wurden keine Kosten um Mühen gescheut und wir werden uns an „City of Design“ Bierdeckeln, Tragetaschen, Tischaufsteller und Luftballons erfreuen dürfen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen unter den GrazerInnen die erhoffte Begeisterung auslöst. Angesichts der rigorosen Sparmaßnahmen der Steiermärkischen Landespolitik, welche neben Jungfamilien auch unzählige Sozial- und Kulturinitiativen empfindlich trifft, ist mit dem Titel wohl eher sensibel umzugehen. Dem wird scheinbar bereits Rechnung getragen: Das offizielle Fest zur Feier des Titels, das am 2. April ab 17.00 Uhr in der Grazer Innenstadt (Murinsel bis Nikolaiplatz) stattfinden wird, soll laut Schrempf „klein aber fein“ ausfallen.

Vor allem die heimische Politik wird künftig gefordert sein, dem Titel „City of Design“ Rechnung zu tragen, sich zur Gestaltung des Lebensraumes Graz zu bekennen, diese  zuzulassen und zu unterstützen. Hinter der Ernennung zur „City of Design“ steckt deutlich mehr als nur ein Titel – „City of Design“ ist ein Auftrag!

Cities of Design:
Berlin (Deutschland)
Buenos Aires (Argentinien)
Montréal (Kanada)
Nagoya (Japan)
Kobe (Japan)
Shenzhen (China)
Seoul (Südkorea)
Shanghai (China)
St.Etienne (Frankreich)
Graz (Österreich)

Text – M. Brischnik, erschienen auf www.gat.st, am 17.03.2011